Anya Schiffrin: Rettung des Journalismus,
Eine Vision für die Post-Covid Welt
24. März 2021, 16 Uhr
Sprache: Englisch
Moderation: Christina Sartori (Freie Wissenschaftsjournalistin in Berlin, Mitglied der WPK)
Die Covid-19-Pandemie hat erneut bestätigt, wie wichtig verlässliche und faktenbasierte Informationen für eine Gesellschaft sind. Während der gesamten Pandemie hat sich das Publikum an vertrauenswürdige Quellen gewandt, um wissenschaftliche Informationen über die Krankheit und ihre Ausbreitung zu erhalten. Doch obwohl die Nachfrage nach Journalismus in die Höhe geschossen ist, wurden Journalist*innen auf der ganzen Welt entlassen und beurlaubt. Die Einschaltquoten mögen im Jahr 2020 dramatisch gestiegen sein, aber schrumpfende Einnahmen – insbesondere Werbeeinnahmen – haben viele Redaktionen stillgelegt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 haben zu dem beigetragen, was manche ein "media exctinction event“ nennen.
In ihrem neuen Report Saving Journalism: A Vision for the Post-Covid World nimmt die Medienexpertin Anya Schiffrin von der Columbia University die Lösungsvorschläge für die finanziellen Probleme in den Blick, die den Journalismus in der Covid-19-Ära heimsuchen. Sie gibt einen Überblick über neue Initiativen, schätzt die Erfolgsaussichten ein und stellt die wichtigsten Akteure vor – damit Länder voneinander lernen, wie sie Qualitätsjournalismus unterstützen können.
Viele der neuen Initiativen umfassen eine stärkere Förderung durch Stiftungen und die Diskussion darüber, wie die Geschäftsmodelle der Medien an die aktuelle Krise angepasst werden können. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern Flexibilität und neue Ideen – und wir sehen überraschend viele Vorschläge, die mit der bisherigen Praxis brechen. Philanthropische Unterstützung hat Hunderten von Medienunternehmen auf der ganzen Welt das Überleben ermöglicht, aber es wird immer deutlicher, dass mehr systemische Unterstützung notwendig ist.
In dieser SciCon-Session erläutert Anya Schiffrin anhand ihrer globalen Analyse die vier Kernbereiche einer nachhaltigen Finanzierungsstrategie für Nachrichtenmedien – mit besonderem Fokus auf öffentliche Fördermaßnahmen und darauf, Tech-Unternehmen für Qualitätsjournalismus zahlen zu lassen: Was sind die vielversprechendsten Modelle der staatlichen Förderung für Qualitätsjournalismus? Was können wir von Frankreich, Skandinavien und Kanada darüber lernen, wie Regierungen ein vielfältiges und pluralistisches Medienökosystem erhalten können? Was sind die Lehren aus Australiens aufsehenerregenden Versuch, Google und Facebook dazu zu bringen, für verbreitete Inhalte zu bezahlen?
Anya Schiffrin fordert "eine konzertierte Aktion aller Nachrichtenorganisationen, Regierungen, Stiftungen und Bürger für den Journalismus", da keine einzelne Initiative das Problem bislang lösen konnte. Obwohl der Report keine endgültige Antwort auf die Frage gibt, wie die Medien zu retten sind, ist er ein nützliches Handbuch für alle, die es versuchen. Ihr Paper endet mit einem dramatischen Appell: "Das Problem ist drängend, und wir müssen schnell handeln. Jetzt ist die Zeit für Stifter und Regierungen, viel Geld in die Hand zu nehmen, sich zu koordinieren und die Versuche voranzutreiben, Chancengleichheit mit den Tech-Unternehmen zu schaffen.“
Dr. Anya Schiffrin ist Senior Lecturer an der School of International and Public Affairs (SIPA) der Columbia University, wo sie die Spezialisierung auf Technologie, Medien und Kommunikation leitet. Sie ist Herausgeberin des in Kürze erscheinenden Buchs Media Capture: How Money, Digital Platforms, and Governments Control the News, das in diesem Jahr bei Columbia University Press erscheint.
LINKS:
GIJN Guide: New Sources of Media Funding on the COVID-19 Pandemic